Glücksspiel in der Schweiz steht voll im Trend und das erfreut den Schweizer Casino Verband, wie dieser im Rahmen eines Treffens Ende Mai dieses Jahres bekannt gab. Obwohl das Geschäft der Spielotheken und Casinos vor Ort in der Schweiz leicht zurückgegangen ist, steht am Ende eine sehr gute Bilanz der gesamten Schweizer Casinobranche. Besonders hervorzuheben war dabei der Eintritt der Swiss Casinos in den landesweiten Verband, der nochmal für einen zusätzlichen Boost sorgte.
Doch wie genau kam es zu dieser durchaus positiven Bilanz und welche Gründe gibt es für einen Boom der Schweizer iGaming-Branche? Diese Fragen sollen im folgenden Artikel beantwortet werden.
Online Boom – Offline Flaute
Um ungefähr 622 Millionen Schweizer Franken hat sich der Ertrag verringert, den die Spielbanken in der Schweiz vor Ort im Jahr 2023 umgesetzt haben. Dazu zählen 21 Etablissements in der Schweiz und diese haben rund ein Prozent weniger verdient, als dies im Vorjahr der Fall war. Allerdings haben nicht alle stationären Spielbanken weniger Geld umgesetzt als im Vorjahr, denn so hat zum, Beispiel die Spielbank in Mendrisio ihre Umsätze um über 10 Prozent gesteigert, wohingegen die Spielbank in Zürich knapp acht Prozent weniger Umsätze einfahren konnte, als im Jahr 2022. Besonders hervorzuheben ist die Spielbank in St. Moritz, die ihre Bruttoumsätze um fast 90 Prozent steigern konnten, sodass der gesamte Bruttospielertrag auf 3,8 Millionen Schweizer Franken gesteigert werden konnte.
Doch warum sind die Umsätze im Großen und Ganzen zurückgegangen und lediglich an ein paar Standorten gestiegen? Auf diese Frage gibt es bisher keine sinnvollen Antworten aus der iGaming-Branche, sodass es diese Zahlen in den nächsten Monaten zu analysieren gilt, um dann dementsprechend entgegen zu lenken.
Online wird mehr gespielt als je zuvor
In der Schweiz gibt es momentan zehn legale und Anbieter von Glücksspiel, die eine offizielle Lizenz inne haben und ein Online Casino betreiben. Diese Anbieter konnten alle ihr Wachstum steigern und präsentieren so sehr gute Zahlen für das Kalenderjahr 2023. Dabei ist jedoch hervorzuheben, dass der Schwarzmarkt für Glücksspiel in der Schweiz von den Experten der Versammlung auf ganze 40 Prozent geschätzt werden. Bei einem so großen Teil sollte eigentlich davon ausgegangen werden, dass dieser das Wachstum der legalen Anbieter hemmt, aber dies ist wohl doch nicht der Fall und deshalb konnte es zu diesen positiven Zahlen in der iGaming-Branche kommen.
Die Umsätze der legalen Anbieter steigern sich demnach alle über die des Vorjahres und beeindrucken. Der absolute Spitzenreiter unter den Online Casinos ist der Anbieter mycasino, der seine Bruttoumsätze auf ganze 95 Millionen Schweizer Franken gesteigert hat und demnach stolze Zahlen präsentiert. Außerdem liegt dieser Wert über dem jeder einzelnen Spielbank, die vor Ort tätig ist. Zudem haben auch andere Anbieter von Online Glücksspiel ihr Wachstum weiter vorangetrieben. So konnten Anbieter wie etwa Goldengrand.ch, Gamrfirst.ch und 7melons.ch ihre Umsätze um zweistellige Prozentzahlen steigern und tragen zum allgemeinen Wachstum der virtuellen Branche bei.
Schweizer Glücksspielmarkt mit Sonderstatus
In der Schweiz sind die Lizenzierungen für Glücksspiele streng reguliert, um ein sicheres und verantwortungsbewusstes Glücksspielumfeld zu gewährleisten. Sie unterschieden sich durch die Strenge von anderen Ländern wie etwa Deutschland. Für landbasierte Casinos gibt es zwei Arten von Lizenzen: die A-Lizenzen und die B-Lizenzen. A-lizenzierte Casinos dürfen alle Arten von Glücksspielen ohne Einschränkungen anbieten, einschließlich Tischspielen wie Roulette und Blackjack sowie Spielautomaten.
Diese Casinos befinden sich in größeren Städten oder touristisch wichtigen Orten und unterliegen keinen Einsatzlimits. B-lizenzierte Casinos hingegen haben eine eingeschränkte Anzahl an Spielen und Tischen sowie strikte Einsatzlimits, um das Risiko für die Spieler zu minimieren. Sie sind in kleineren Städten oder Regionen zu finden. Die Anzahl der Lizenzen, sowohl A- als auch B-Lizenzen, ist begrenzt und neue Lizenzen werden nur nach einer gründlichen Überprüfung vergeben.
Für Online-Glücksspiele müssen ausländische Anbieter mit einem lizenzierten Schweizer Casino zusammenarbeiten, um ihre Dienste in der Schweiz anbieten zu dürfen. Diese Lizenzen erlauben es, verschiedene Arten von Online-Glücksspielen anzubieten, darunter Online-Poker, -Roulette, -Blackjack und -Slots. Die Anbieter müssen sicherstellen, dass ihre Plattformen sicher sind und Maßnahmen zum Schutz der Spieler beinhalten, einschließlich der Verifizierung des Alters und der Identität der Spieler. Der Prozess der Lizenzbeantragung für Online-Casinos erfolgt ebenfalls bei der ESBK und umfasst die Überprüfung der Software, der Sicherheitsmaßnahmen und der finanziellen Stabilität des Anbieters. Auch Online-Casino-Betreiber unterliegen regelmäßigen Kontrollen und müssen kontinuierlich Berichte einreichen.
Im Bereich der Lotterien und Sportwetten haben Swisslos und Loterie Romande Exklusivrechte für die Durchführung dieser Spiele in der Schweiz. Diese Anbieter bieten eine breite Palette von Spielen an, darunter Lotto, Euromillions, Rubbellose und verschiedene Sportwetten. Ein bedeutender Anteil der Gewinne aus diesen Spielen fließt in gemeinnützige Projekte und kulturelle Aktivitäten. Die Lizenzen für Lotterien und Sportwetten werden von der Interkantonalen Lotterie- und Wettkommission (Comlot) vergeben und überwacht. Die Anbieter müssen Maßnahmen zum Schutz der Spieler und zur Verhinderung von Spielsucht implementieren und unterliegen regelmäßigen Kontrollen sowie der Pflicht zur Einreichung detaillierter Berichte über ihre Aktivitäten.
Neue Lizenzen in der Schweiz
Es gibt noch mehr positive Nachrichten für die Glücksspielbranche in der Schweiz und zwar in Form von neuen Lizenzen, die ab dem Jahr 2025 vergeben werden. Der Bundesrat hat die neuen Lizenzen genehmigt und so können die jeweiligen Anbieter für die kommenden beiden Dekaden sicher planen. Die Politik erhofft sich von den neu ausgestellten Lizenzen natürlich einen wirtschaftlichen Aufschwung und großes Wachstum auf dem Glücksspielmarkt.
Ab dem kommenden Jahr wird es zudem zwei komplett neue Spielbanken in der Schweiz vor Ort geben, wobei gleichzeitig die Spielbank in Schaffhausen ihre Türen für immer schließen wird. Die beiden neu hinzukommenden Spielbanken werden in Prilly in der Nähe von Lausanne sowie in Winterthur ab dem Jahr 2025 ihre Gäste begrüßen. Auch im Onlinegeschäft kommt es ab dem Jahr 2025 zu Veränderungen, denn es wird ab dann zwölf offizielle Anbieter im Netz geben, die in der Schweiz lizenziert sind.
Es sind die Spielbanken aus St. Moritz und Locarno, die eine neue Lizenz erhalten werden und ab dann im Onlinegeschäft mitmischen werden. Die offiziellen Brandings der beiden neuen Spielbanken sind bisher noch nicht bekannt, aber es wird nicht mehr lange dauern bis zur Verkündung der offiziellen Domains.
Durch mehr Angebote im Internet erhofft sich der Schweizer Casino Verband, dass ein weiterer Schritt gegen den starken Schwarzmarkt gegangen werden kann. Denn durch eine größere Vielfalt und insgesamt mehr Anbieter im iGaming soll der Schwarzmarkt zurückgedrängt werden.